Gespräche mit Kolleginnen und Lektorinnen, alte Kontakte wiedergetroffen, neue geknüpft. Dazwischen Schlenderei in heißen Hallen und Bücher, Bücher, Bücher. Und dann und wann kleine spontane Pausen bei Veranstaltungen. Das war die Buchmesse Frankfurt 2014.
Eine Lesung hat mich besonders beeindruckt – das Buch stand schon vorher auf meiner Leseliste: “Wir haben Raketen geangelt” von Karen Köhler. Die Autorin hat am Donnerstag am Stand der Zeit gelesen. Aus ihrem Debütbuch mit Erzählungen, erschienen bei Hanser.
Gehört habe ich die Titelgeschichte, eine Geschichte, die aus kleinen Episoden besteht. Ein Mann, eine Frau, Liebe oder Nicht-Liebe, Tod und Trauer. Also Stoff, aus denen viele gute Erzählungen längst geschrieben worden sind – und dennoch ist Karen Köhlers Stil besonders.
Denn die Autorin versteht es, Kitsch aus der Ferne erkennen zu lassen und dennoch an ihm vorzuschrappen. Ihre Melancholie hat immer ein zwinkerndes Auge und ein Schmunzeln, ihre Figuren sind nie platt, sondern haben Ecken und Kanten. Die Erzählung war gleichermaßen hart und weich und dabei nie vorhersehbar.
Das Lakonische in ihrer Sprache und die starken Miniaturen, die machen Lust auf mehr. Karen Köhler sagte, dass diese Art zu schreiben, für sie der einzige Weg gewesen sei, etwas Längeres zu schreiben. “Als Schreibanfängerin”. Damit hat sie jedoch anscheinend kokettiert, denn sie schreibt schon lange Theaterstücke und Kurzgeschichten und hat zahlreiche Preise eingeheimst.
Gut gefallen hat mir die Art, die Geschichte zu lesen. Unmittelbar dachte ich an Poetry Slam mit Tiefe. Wie ich auf Karen Köhlers Homepage gelesen habe, hat sie Schauspiel studiert und ist Live-Performerin. Kein Wunder, dass ihre Texte wie gemacht sind fürs Hören. Texte, die klingen – und von denen ich mehr lesen möchte.
Foto: Andrea Behnke